„Kein Held, aber ein aufrechter Katholik und vorbildlicher Demokrat“

21.07.2017

Traditionelle Veranstaltung des CDU Stadtverbandes Fulda zum 20. Juli 1944 und Gedenken an die Widerstandskämpfer der Region gegen das Nazi-Regime:

Parteivorsitzender Dag Wehner konnte in diesem Jahr hierzu den bekannten Sportler und Journalisten Michael Sauer begrüßen, der in Fulda aufwuchs und über 30 Jahre für das ZDF arbeitete. Michael Sauer berichtete über den Widerstand seines Vaters Dr. Josef-Hans Sauer als Schriftleiter der Fuldaer Zeitung und die daraus resultierenden Repressalien durch die Nazis.

„Mein Vater war kein Held, aber ein aufrechter Katholik und ein vorbildlicher Demokrat“, charakterisierte Michael Sauer knapp seinen Vater, der bereits mit 28 Jahren Leiter der lokalen und kulturellen Sparte der Fuldaer Zeitung war. Bei vielen Nazis sei er frühzeitig verhasst gewesen, weil er innerhalb der Zentrum-Partei und des Windthorstbundes gegen die Nazis mobilisierte und ihnen den Zugang zu der Jugend aktiv versperrte. Im März 1933 sei er von einem SA-Trupp heftig verprügelt worden, was staatsanwaltschaftlich nicht weiter verfolgt worden sei. Auch dadurch ließ er sich in seiner klaren Gesinnung nicht einschüchtern und schürte weiter den passiven Widerstand gegen die Nazis, berichtete Michael Sauer weiter. Dass er damit in Fulda nicht alleine war, zeige sich auch in den Ergebnissen der letzten freien Wahlen in 1933, bei denen das Zentrum eine deutliche Mehrheit erreichte und die Nazis deutlich hinter sich ließ. Bei der gezielten Verwüstung der Redaktions- und Produktionsräume der Zeitung im Dezember 1933 sollte auch Dr.  Sauer „unschädlich“ gemacht werden.  Als Schriftleiter sei er alsbald entlassen worden. Erst 1951 habe Dr. Sauer als Chefredakteur zur Fuldaer Zeitung zurückkehren können.

Aus einer Erinnerung seines Vaters heraus bescheinigte Michael Sauer Fuldas ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Franz Danzebrink, dessen Rolle während der Nazi-Herrschaft derzeit von einer Expertenkommission bewertet wird, ein untadeliges Verhalten und große Verdienste, dass Fulda zum Ende des 2. Weltkrieges nicht zerstört worden sei.

Die Ereignisse in Deutschland nach 1933 dürfen sich niemals wiederholen, so die klare und eindeutige Aussage während der Veranstaltung. Michael Sauer maß insbesondere dem Meinungsmonopol der Nazis eine immanente Bedeutung für ihre Macht bei. „Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir heute eine freie und vielfältige Medienlandschaft haben, die wir immer wieder verteidigen müssen“, appellierte Michael Sauer. In Hinblick auf die Erfahrungen in der Gegenwart mahnte der Journalist eindringlich, insbesondere bei sozialen Netzwerken die Quellen und Fakten bei Nachrichten kritisch zu prüfen, nicht zum Verteiler von Fake-News zu werden und deutlich zu machen, dass Populisten und Radikale nicht die Mehrheit der Gesellschaft bilden, so Michael Sauer abschließend.